Chemischer Geruch löst Gefahrguteinsatz aus


Datum: 22. Februar 2013
Alarmzeit: 23:34 Uhr
Einsatzdauer: 5 Stunden 26 Minuten
Art: Gefahrguteinsatz
Einsatzort: BAB5 Richtung Karlsruhe
Fahrzeuge:
Weitere Kräfte: Dekon-Zug, Fachberater Chemie, Feuerwehr Weingarten, Gefahrgutzug Karlsruhe Land Nord, Polizei, Rettungsdienst


Einsatzbericht:

Bruchsal. Am 22.02.2013 gegen 22:23 Uhr ging bei der Polizei ein Notruf ein, dass beim Parkplatz Kreuzlach ein starker chemischer Geruch wahrzunehmen ist. Eine sofort entsendete Streifenbesatzung überprüfte die zuvor eingegangene Meldung eines Verkehrsteilnehmers, und stellte an der Örtlichkeit einen spanischen Tanklastzug mit Gefahrgut als Verursacher fest. Aus einem undichten Domdeckel trat eine Flüssigkeit aus.

Bei der Überprüfung der UN-Nummer 1917 stellte sich heraus, dass es sich um den Gefahrstoff Äthylacrylat handelt. Äthylacrylat ist ein wichtiger Rohstoff in der chemischen Synthese, weil es leicht Additionsreaktionen mit vielen organischen und anorganischen Verbindungen eingeht.  Es ist auch unter dem Synonym: 2-Propensäureethylester, Acrylsäureethylester  bekannt. Eigenschaften: Die farblose Flüssigkeit ist leichtentzündlich und hat einen stechenden Geruch. Gemische des Stoffes und der Luft sind explosibel. Da das Gas schwerer als die Luft ist, kann es sich am Boden ausbreiten. Somit ist auch eine Fernzündung möglich. Beim Erwärmen und unter dem Einfluss von Licht polymerisiert der Stoff spontan. Der Stoff kann oral, über eine Inhalation oder über die Haut (Kontaktgift!) aufgenommen werden und ätzt die Haut, die Augen und die Atemwege. Bereits bei einer Temperatur von 20 °C kommt es rasant zu einer toxischen Kontamination der Luft. Schädlich für die Umwelt, vorwiegend für Wasserlebewesen. Wassergefährdend (WGK 2). Aufgrund dieser Tatsachen wurde die BAB 5 zwischen Anschlussstelle KA-Nord und Anschlussstelle Bruchsal in beiden Richtungen gesperrt. Von den beiden Parkplätzen wurden die LKW-Fahrer evakuiert.
Um 23:34 Uhr wurden nacheinander die freiwilligen Feuerwehren Bruchsal und Weingarten alarmiert. Gleichzeitig wurde aufgrund der Meldung der Gefahrgutzug Nord und der Dekon-Zug aus Bretten in Marsch gesetzt. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte nahm man den chemischen Geruch wahr. Daraufhin wurden im Ortsteil Waldbrücke aufgrund der Windrichtung Schadstoffmessungen durchgeführt, die jedoch keine Belastungen ergaben.
Nach Hinzuziehung des Fachberaters Chemie von der freiwilligen Feuerwehr Ettlingen konnten die Einsatzkräfte des Gefahrgutzuges den Domdeckel insoweit abdichten, sodass keine weitere Gefahr mehr bestand. Kristallisierte Stoffreste wurden entfernt und entsorgt.  Eine Fachfirma überprüfte danach, inwieweit der Domdeckel dicht ist, damit das Fahrzeug mittels eines Abschleppdienstes ohne Gefahr abgeschleppt werden kann. Da dies der Fall war, wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe der Sattelauflieger beschlagnahmt, und zu dem Verwahrplatz der Abschleppfirma verbracht. Dort wird er am Montag noch durch einen Sachverständigen begutachtet. Bei diesem Einsatz waren insgesamt 130 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort. Der Rettungsdienst und die DRK-Bereitschaft wurden vom leitenden Notarzt Dr. Spörri und den organisatorischen Leitern Rettungsdienst S. Sebold und seinem Kollegen A. Höß geleitet. Im Einsatz waren 35 Einsatzkräfte und mehrere Rettungswagen. Insgesamt wurden neun Personen zur Beobachtung in umliegende Krankenhäuser verbracht, darunter zwei Polizeibeamte und sieben LKW-Fahrer. Jürgen Bordt, stellvertretender Kreisbrandmeister war zur Einsatzstelle gekommen, um sich ein Bild vom Einsatzgeschehen zu machen.
Der Verkehr auf der Fahrbahn in Richtung Nord konnte um 03:05 Uhr freigegeben werden. Die Fahrbahn in Richtung Süden wurde um 04:00 Uhr freigegeben. Gegen 5:00 Uhr waren alle Einsatzkräfte wieder in Ihren Standorten.

Bilder: [old und wrz]

PERSÖNLICHE
SCHUTZAUSRÜSTUNG

ERWEITERTE
SCHUTZAUSRÜSTUNG

SONDERGERÄTE